Dieses Jahr war ich recht ausgebucht mit Auftritten auf Hochzeiten, Geburtstagsfeiern und kleinen Firmenevents. Die Buchungen waren meist um die 3h. Sehr selten länger als 4h und das Zeichnen fand auf Papier, also traditionell, statt. Es wurde zur Routine - also Zeit nach grösseren Aufträgen zu greifen! Fix baute ich eine Homepage, um mich als Messezeichner zu präsentieren. Und zwar speziell für das digitale Zeichnen mit Tablet. Denn laut meinen Recherschen wollten Unternehmen die gezeichneten Portraits mit ihren Logos bedrucken und oft auf einem Großbildschirm übertragen. Zum Glück hatte ich mir schon ein Surface Pro 2017 gekauft gehabt. Es wurde einfach Zeit meiner Freundin zu beweisen, dass ich das Surface (damals 1500 €) kein Spaß-Kauf war! ;D Jedenfalls stellte ich die Homepage online, schaltete eine deutschlandweite Werbung auf Google und wartete ab.
Etwa einen Monat dauerte es bis die ersten Anfragen als Messezeichner eintrudelten. Aus ganz Deutschland! Und ich bekam zunächst nur Absagen... Was mich zunächst stutzig machte, denn bei Hochzeits-Anfragen oder anderen kleinen Aufträgen bekam ich fast immer Zusagen. Ich war Absagen garnicht gewohnt! Also recherschierte ich intensiv wie man besser verhandelt. Denn hier drehte es sich um viel grössere Honorarbeträge. Ausserdem schrieben die Unternehmen mehrere Zeichner an. Die Konkurrenz war grösser und ich musste besser in meinem Auftritt, meinen Emails und meinen Angeboten werden. Zeichnerisch war ich gut genug, das wusste ich. Also lag es daran, dass ich mich schlecht verkaufte. Auf Youtube gibt es genug Wie-Ich-Besser-Verkaufe-Videos. Ich passte meine Messezeichner-Homepage weiter an, nahm mir viel mehr Zeit beim Schreiben von Angeboten/Emails und voila: bekam Zusagen! Mein erstes Event fand auf der Insiders Conference statt. Im Steigenberger Grandhotel Petersberg, nähe Bonn. Ich wurde für 2 Tage gebucht, mit 6h pro Tag. Ich war ganz schön nervös...
Der Vertrag wurde von beiden Parteien, mir und Insiders Technologies GmbH unterschrieben. Blieb für mich meine Technik vorzubereiten, Übernachtung zu buchen und die Reise zu planen. Denn ich musste aus Rostock nach Bonn reisen. Eine 7-stündige Fahrt mit dem Auto. Meine Fahrt dauerte 9h wegen all der Staus! Aber zum Glück reiste ich einen Tag vorher an und rechnete einen Tag nur für die Anfahrt.
Über AirBnB buchte ich mir eine nette Übernachtung. Preiswert, ruhig und ganz in der Nähe meines Einsatzes gelegen. Seit meinen Reisen in Japan nutze ich nur noch AirBnB. So lernt man nette Familien kennen und hat suuuuuper Übernachtungen, die auch noch preiswert sind:
Von der Technik her hatte ich mein Surface Pro 2017, einen Adapter mit HDMI-Anschluss, um einen Großbildschirm anzuschliessen. Einen Zeichenhandschuh, der sehr praktisch für das Zeichnen am Tablet ist. Eine Feldstaffelei, die das Tablet gut stützt und flexibel ist. Viele fragen sich sicherlich warum ich ein Surface und kein Apple Ipad Pro zum Zeichnen benutze. Nun ich fand einfach den Stift vom Surface angenehmer und ich wollte ein Windows-System, weil ich das Surface nicht nur für das Zeichnen benutze. Aber die Unterschiede sind soweit ich weiss nicht groß und oft eine Frage des Lieber-Mögens. Mit meinem Surface bin ich sehr zufrieden. Die App zum Zeichnen ist übrigens das Autodesk SketchBook.
Hier zeichne ich meine super nette Kollegin. Ihr habe ich die gezeichneten Portraits zugesendet. Sie führte mit dem Gezeichneten/Kunden ein Gespräch, druckte und händigte die Zeichnung ihnen aus. Sie machte auch ständig Komplimente zu meinen Zeichnungen, was meine Zeichnungen automatisch besser machte. Besser gehts nicht! Vielen Dank für die Zusammenarbeit!! :)
Ich war als Messezeichner für 6h am Tag gebucht. Am ersten Tag hatte ich immer wieder Pausen, weil die Kunden auf Vorträgen waren. Am zweiten Tag war ich tatsächlich 6h am Durchzeichnen und musste mir meine kleinen Pausen "erkämpfen". Bis dahin hatte es sich rumgesprochen, dass ich zeichne und viele wollten ein Portrait. Ich brauchte etwa 5 - 10 min. pro Portrait. Die Geschwindigkeit und den Grad der Ausarbeitung passte ich an abhängig davon ob gerade eine ungeduldige Menge hinter mir stand oder ob ich eine einspannte Person mit viel Zeit vor mir hatte. Die Portraits wurden auf A4 ausgedruckt. Die Kunden konnten die Zeichnung direkt mitnehmen.
Ich versuchte keine Karikaturen zu zeichnen, sondern eher schnelle Portraits. Natürlich sieht die Zeichnung comichaft aus. Aber das liegt einfach daran, dass ich nur eine geringe Anzahl an Strichen zur Verfügung habe. Die Proportionen belasse ich so wie sie sind bzw. wie ich sie in dem Moment sehe.
Die Verantwortung ist ganz schön groß. Zumindest empfinde ich das so. Denn es kann leicht passieren, dass sich kaum jemand zeichnen lassen möchte. Die Kunden sind ja nicht gezwungen sich zeichnen zu lassen. Und man muss so gut zeichnen, dass die ersten mutigen Gezeichneten andere dazu motivieren sich zeichnen zu lassen. Dass es sich auf der Messe rumspricht und sogar die Ängstlichen zum Gezeichnetwerden kommen. Bei mir hat es prima funktioniert! In diesem Punkt war es nicht anders wie auf z.B. einer Hochzeit. Zuerst traut sich niemand, aber sobald die erste Zeichnung steht und die Leute davon begeistert sind, stehen sie Schlange. Damit denke ich dass die Kunden sehr zufrieden waren und auch der Auftraggeber, der dadurch viele Kundengespräche führen konnte.
Ich persönlich fand es alles sehr spannend und ... anstrengend! Mein Körper war richtig geschafft. Ich habe bei jedem Portrait aufs Neue versucht mein Bestes zu geben. Die lange Autofahrt, das lange, statische Sitzen beim Zeichnen ließen meinen Rücken und Nacken total verkrampfen. Ich bin groß und muss mir etwas überlegen, wie ich meine Zeichenposition regelmäßig ändere. Der Zeichenhand ging es gut. Augen waren müde. Der Vorteil von solchen Aufträgen als Messezeichner ist, dass ich intensiv ein paar Tage durchpowern kann und dann eine Woche zum Erholen habe. So vermeide ich gesundheitliche Probleme wie Sehnenscheidenentzündung etc. Das gute Honorar, das ich verhandelt habe, lässt die Pausen auch locker zu.
Die Kulisse war übrigens grandiös! Das Steigenberger Grandhotel war phantastisch! Vorallem am Tag vor meinem Einsatz fand DSDS in diesem Hotel statt und man sah eine Menge Promis herumlaufen. Hab mich nicht getraut sie zu fragen ob sie sich nicht portraitieren lassen wollen. Beim nächsten Mal dann! Trotz der tollen Kulisse und des super Essens war es natürlich immernoch eine spannende Arbeit. ;D
Eingangsbereich des Grandhotels. Das Essen war super!!
Ausblick vom Steigenberger Grandhotel Petersberg
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